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Gründerjahre

Der MGV „Sängerkreis“ Ottersbach wurde im Jahre 1921 gegründet. Sangesfreudige Mitglieder des ehemaligen Junggesellenvereins „Frisch auf“ Ottersbach waren es, die von heller Begeisterung für den Männergesangverein, das deutsche Lied erfüllt, am 10. Februar 1921 im Lokale ihres Vereinswirtes, Herrn Wilhelm Westerhausen, N.-Ottersbach den Grundstein legten. In Lehrer Charbon, Höhe, fand der Verein seinen Dirigenten und Gesangsleiter. Schon in der darauffolgenden Woche begann der Verein, dem sich noch mehrere Sangesfreunde anschlossen, mit 28 Mitgliedern im Lokale des Herrn Westerhausen, wo der Verein stets ein gastliches Heim gehabt, seine gesanglichen Übungen. Die Namen der ersten Mitglieder seien hier genannt:

Bäumgen, Gottfried; Bäumgen, Karl; Bäumgen, Max; Bohlscheid, Peter;

Bohlscheid, Johann; Becher, Peter; Becker, Heinr.; Glasmacher, Peter;

Heidel, Joh.; Heidel, Max; Heidel, Wilh.; Hänscheid, Peter; Hänscheid, Willy;

Hönscheid, Bertr.; Hönscheid, Joh.; Kolf, Joh.; Kuhl, Joh.; Müller, Anton;

Patt, Joh.; Schiefen, Philipp; Schiefen, Willy; Schlimm, Wilh.; Welteroth, Karl;

Welteroth, Joh.; Welteroth, Joh.; Westerhausen, Willy; Westerhausen, Martin;

Bäumgen, Josef.

Der erste Vorsitzende war Karl Welteroth.

Bald schon konnte der Verein, wenn auch einfache, so doch schöne Lieder vortragen und so hat der junge Verein verstanden, sich im Laufe der Zeit die Achtung und das Ansehen der Bürger zu verschaffen. Um sein Können vor der Öffentlichkeit zu zeigen, lud derselbe seine inaktiven Mitglieder sowie Freunde und Gönner zu einem Konzert mit humoristischen Gesangseinlagen und Theateraufführung auf den 28. August des Gründungsjahres in seinem Vereinslokal ein. Der Verlauf dieser ersten Veranstaltung war ein schöner Erfolg und man konnte allgemein die Zufriedenheit der Anwesenden bezüglich der Leistungen des Vereins feststellen.

Im Gründungsjahre 1921 erhielt der Verein 5 Einladungen, so zum 40jährigen Stiftungsfeste des MGV „Concordia“ Kelters, Gründungsfeste des MGV „Eintracht“ Halft, Nationalen Gesangswettstreit des MGV Wissen (Pfingsten 1922), Stiftungsfeste des MGV „Frohsinn“ Mühleip und Höhe. Leider konnte der Verein, da er noch im Entstehen begriffen war, nicht allen Einladungen Folge leisten.

Am 15. Januar 1922 veranstaltete der Verein im Saale des Herrn Franz Viehof in Siegbrücke sein Winterfest, bestehend in Konzert- und Theateraufführung. Dem Wunsche vieler nachkommend entschloß sich der Verein zu einer Wiederholung dieses Konzertes am 29. Januar 1922 in Herchen im Lokale des Herrn Kölschbach, wo ihm wiederum großer Beifall gezollt wurde.

Der Einladung des MGV „Eichenkranz“ Stromberg zum 15jährigen Stiftungsfeste und des MGV „Eintracht“ Hlaft zum Fahnenweihfeste gab der Verein Folge und so finden wir die Sängerschar am 2. Juli 1922 in Stromberg und am 3. September 1922 in Halft, deren der Verein noch heute freudig gedenkt.

Weitere Konzerte folgten am 21. Mai 1922, 7. Januar, 16. September und 26. Dezember 1923. Sie alle waren gut besucht und dies gibt dem Verein die Gewißheit, dass er sich in der Pflege des Männergesangvereins auf dem richtigen Wege befindet. Besonders waren es auch die Vereinsdamen, die bei den Theateraufführungen Großes leisteten.

Ende des Jahres 1922 wurde Herr Lehrer Charbon versetzt und der Verein mußte sich nunmehr nach einem neuen Dirigenten umsehen. In der außerordentlichen Generalversammlung am 10. Oktober 1922 wurde Herr Kapellmeister Phil. Sonntag – Eitorf – einstimmig zum neuen Dirigenten gewählt. In Herrn Sonntag hat der Verein einen bewährten und tüchtigen Dirigenten gefunden, was die unter seiner Leitung gegebenen Konzerte zur Genüge beweisen. Er war es, der mit dem Verein die ersten Chöre einprobte.

Mit einem wachsenden Können des Vereins stieg naturgemäß auch die Begeisterung und noch nicht lange unter neuer Führung, entschloß sich der Verein – einer der jüngsten in der hiesigen Bürgermeisterei – auf Anregung des Herrn Dirigenten, der Einladung des Eitorfer MGV zum Gesangswettstreit anläßlich des 50. Stiftungsfestes am 1. und 2. Juli 1923 Folge zu leisten, um dadurch zum ersten Male sein Können in friedlichem Wettkampfe zu bekunden. Ein unermüdliches und eifriges Proben setzte ein. Aber die Mühen sollten auch nicht vergebens sein. Der Sängerkreis sang am 1. Juli 1923 in der 4. Landesklasse mit 35 Sängern im Lokale „Zur schönen Aussicht“ in Kelters bei Eitorf, in Konkurrenz mit vier wettstreitenden Vereinen den zum Klassensingen selbstgewählten Chor „Die Patrouille“ von Schaaf, und das Volkslied „Auf zum Fandango“ von Jüngst. Auch hier gelang es dem Verein mit 89 Punkten den zweiten Platz (eine vergoldete Medaille) zu erringen. Großer Jubel herrschte, nachdem man von der Errungenschaft gehört hatte, unter den heimatlichen Mitbürgern. Am Eingang unseres schönen Heimattales fand die Begrüßung statt und im festlichen Zuge gings zum Vereinslokale Westerhausen, wo unter Überreichung von Lorbeerkränzen, an den wohlverdienten Dirigenten, wie auch an den Verein, sowie in Red’ und Lied die preisgekrönten Sänger gefeiert wurden.

Die Vereinsfahne / Fahnenweihfest

Ein von den Sängern schon lange gehegter Wunsch, recht bald in den Besitz einer Fahne zu gelangen, um darin ein vereinigtes Band und Symbol stets vor Augen zu haben, wurde noch an diesem Tage umgesetzt. Herr Dirigent Sonntag trug als erster für den Grundstein der Fahne bei. Seinem Beispiel folgten die Sänger, inaktiven Mitglieder, sowie Freunde und Gönner des Vereins und kaum waren einige Tage vergangen, so faßte der Verein den Beschluß zur Bestellung einer Fahne. Anfang August 1923 gelangte der Verein, wenn auch mit Schwieirgkeiten, die sich den Abholern beim Passieren der Zollgrenze zwischen besetztem und unbesetztem Gebiete entgegenstellten, in den Besitz seines Vereinsbanners. Und so konnte der Verein am 25. und 26. Mai 1924 das Fest der Fahnenweihe feiern.

An diesem sonnigen Mai-Wochenende steht das Ottersbachtal im Fahnenweihfieber bis über die Ohren. Wie bunte Perlen heben sich die festlich geschmückten Fachwerkhäuser aus dem malerischen Talkessel ab. Friedlich murmelt der Ottersbach ein andächtiges Gebet, und der traute Klang erinnert an die tiefe Stimme einer guten Mutter. Selbst die Natur scheint von diesem Zauber angesteckt, und der Wind trägt die Festtagsstimmung durch die stillen Dörfer.

Im friedlichen Wettstreit schmettern die Chöre ihre Liedersalven in das überfüllte Zelt. Als dann die mächtige Blaskapelle den ersten Walzer intoniert, erfaßt ein freudiger Rausch die ganze Festgesellschaft. Singende und tanzende Pärchen wogen über die große Tanzfläche. Hier gibt es keine Generationsprobleme! Die Musik überwindet spielend alle Schranken! Kann es in diesem Festzelt noch eine Steigerung der Freude geben? Doch es gibt sie! Am zweiten Festtag!

Ein gleißendes Feuerwerk träufelt abends vom hohen „Mühlenberg“ auf das idyllische Dorf mit der alten Mühle und seinem stillen Mühlenteich herab. Dieser Farbenzauber wird von allen Gästen mit Bewunderung und Staunen aufgenommen.

Wieder tanzt alt und jung bis in den frühen Morgen. Nach dem Kehraus marschiert die Blaskapelle an den nahegelegenen Mühlenteich. Hier intoniert sie – als würdiger Ausklang der Fahnenweihe gedacht – feierlich das „Seemannslos“. Die ausgelassene Festgesellschaft nimmt Aufstellung auf dem Schutzdeich. Der Wasserspiegel ruht noch traumversunken, und der leise Hauch des erwachenden Morgens streift sachte die stillen Wasser.

Dann passiert das Unglaubliche: Eine Anzahl männlicher Gäste springt vor lauter Übermut mit Frack und Zylinder in das kühle Naß! Unter den eindrucksvollen Klängen der Blaskapelle schwimmen sie mehrmals durch den Teich. Dabei gleiten die Schwalbenschwänze der Gehröcke über die glitzernden Wasser. Erst als die Musiker abmarschieren, trollen die übermütigen triefend aus dem Teich. Wahrlich! Ein einmaliges Fahnenweihfest!

Vorkriegsjahre

Durch die bisherigen Leistungen angeregt, beschloß der Verein sich auch an dem Wettstreit in Brachbach am 13. Und 14. Juli 1924 zu beteiligen. Der Verein sang in der III. Klasse. Er errang gegen sehr starke Konkurrenz den II. Klassenpreis, I. Ehrenpreis, I. Hauptehrenpreis sowie den Dirigentenpreis. Bei diesem Wettstreit mußte der Verein eine böse Überraschung erleben. Bei der Preisverteilung am Montagmorgen wurde der Verein davon in Kenntnis gesetzt, daß bei der Addierung der Wertungszettel – die Preisrichter waren mittlerweile abgefahren – ein Fehler unterlaufen sei. Demnach stände dem Konkurrenzverein „Tente“ bei Wermelskirchen die große Weinbowle zu. Was da „über Nacht“ zusammenaddiert worden war, ist bis heute noch schleierhaft. Ein gewisser Herr Schlenkermann muß es jedoch wissen.

Durch dieses Vorkommnis ließ der Verein sich jedoch nicht entmutigen, sondern probte unter seinem bewährten Dirigenten Ph. Sonntag noch intensiver als bisher. Am 18. Juli 1926 besuchte der Verein das Wertungssingen des MGV Eitorf. In der I. Klasse errang der Verein den 1. Preis.

Einer Anregung seines Dirigenten folgend wurde beschlossen, eine Operette „Das Mädel vom Neckarstrand“ aufzuführen. Die Einstudierung dieser großen und sehr schönen Operette stellte an den Leiter – Herrn Sonntag – und alle Spieler große Anforderungen. Der Erfolg übertraf jedoch alle Erwartungen. Eine vielfache Wiederholung war erforderlich, um dem allseits gezeigten Interesse entgegenzukommen.

Im Jahre 1928 beteiligte der Verein sich wiederum an einem Wettstreit des MGV „Cäcilia“ Betzdorf. Der Wettstreit wurde am 9., 10. Und 11. Juni 1928 durchgeführt. Der Verein sang hier in der III. Klasse. An Preisen wurden errungen: II. Klassenpreis, I. Ehrenpreis und II. Hauptehrenpreis.

Nach dieser Zeit trat für die Gesangvereine eine etwas stillere Zeit ein. Dies war wohl bedingt, durch die 1929 – 1930 bereits in Erscheinung tretenden Regierungs-Kämpfe des späteren Dritten Reiches. Nach der Machtübernahme 1933 kannte man kaum noch einen Deutschen Männergesang, denn zu dieser Zeit waren „Marschlieder“ vorgeschrieben. So blieb es nicht aus, daß in den nächsten Jahren das Interesse am Männergesang erheblich zurückging. Der Verein blieb trotzdem weiter bestehen. Den Vorsitz in den Jahren übernahm Herr Willi Schlimm.

Am ersten und zweiten Pfingsttage 1936 feierte der Verein sein 15jähriges Bestehen. Besonders zu erwähnen ist hier die wunderschöne Fahnenschleife, die dem Verein von den Damen gestiftet und durch den Hochw. Pfarrektor, Herrn Franz Maaßen, an die Fahne geheftet. Als Vertreter der weltlichen Behörde war Herr Bürgermeister Ohligs anwesend. Dieses Fest wurde in einem eigens dafür aufgestellten Festzelt gefeiert.

Das Vereinsleben ging immer weiter zurück. Mit nur noch 19 Sängern trat der Verein Mitte Oktober beim 55jährigen Stiftungsfeste des MGV „Concordia“ Kelters auf. Auf Grund dessen wurde eine General-Versammlung einberufen, die gleichzeitig als Jahreshauptversammlung galt. Daselbst legte der gesamte Vorstand sein Amt nieder. Ein neuer Vorstand wurde gewählt. Zum ersten Vorsitzenden wählte man Gottfried Bäumgen. Dem bisherigen Vorsitzenden, Willi Schlimm, wurde in Anerkennung seiner siebenjährigen verdienstvollen Tätigkeit als erster Vorsitzender zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Erneut wurden junge und alte Mitglieder geworben. Und so zählte der Verein in kürzester Zeit wieder 30 aktive Mitglieder.

Im Jahre 1938 wurde dem Verein durch Drohungen und Maßnahmen seitens des DSB jedes öffentliche Auftreten untersagt. Gegen Ende des Jahres wurden die einstweiligen Bedingungen durch den DSB wieder aufgehoben. Da nun im Jahre 1939 der Krieg ausbrach, ruhte der Verein. Die letzte Gesangsstunde vor dem Krieg fand am 2. August 1939 statt. Diese war gleichzeitig die erste Gesangsprobe unter der Leitung des damaligen neugewählten Chorleiters Eich aus Heisterschoß.

 

Auszüge der Chronik entstammen der Feder von Herrn Paul Schmitz